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über das Schreibhandwerk…
Es ist ein wundervoller Moment. Nach der letzten Szene können Sie, der Autor Ihres nun
vollendeten Drehbuchs, die vier magischen Buchstaben E N D E eintippen und mit einem
finalen, fettgedruckten Punkt erklimmt Ihre Selbstachtung den Gipfel der Glückseligkeit.
Es fühlt sich gut an. Stunden, Tage, Wochen, ja Monate der kreativen Quälerei sind vergessen.
Ihr Drehbuch ist fertig.
Entschlossen, mit dem Gefühl ein wirklich gutes Buch geschrieben zu haben, schicken Sie es
einem Produzenten, Agenten oder Regisseur. Wieder vergehen Stunden, Tage, Wochen,
doch diesmal martern Sie ganz andere Gedanken. Wird Ihr Buch Gefallen finden? Wird man sich
auf Ihre Story einlassen?
Bald erreicht Sie die sehnsuchtsvoll erwartete Antwort – und Sie sind am Boden zerschmettert.
Der kurzen Einleitung, die alles Positive knapp zusammenfasst, folgt ein erschöpfender Katalog
an Einwänden, Widersprüchen und Beanstandungen: Im ersten Akt stimmt etwas nicht, im
zweiten wird es auch nicht viel besser und der dritte muss gar komplett geändert werden,
wollte dieses Buch jemals eine Chance haben. Ihre Figuren wirken blass und agieren sonderbar,
ausnehmend Ihre Protagonistin. Die Story bleibt unter verzweigten Subplots weitgehend
unkenntlich und sparsamer Dialog wäre sicher angeraten…
Im Wesentlichen bleiben Ihnen nun drei Möglichkeiten. Erstens: Sie ignorieren jede Kritik und
harren Ihrer Unfehlbarkeit. Zweitens können Sie Ihr Drehbuch enttäuscht im Kamin verfeuern
und damit jede Minute, die Sie an seiner Fertigstellung gearbeitet haben, und jene
hoffnungsvolle Freude, die Sie dabei empfanden, in Rauch auflösen. Besser aber Sie
akzeptieren, dass gerade die besten und sehenswertesten Filme nicht nach ihrer Erstfassung
gedreht wurden. Sie sind das Produkt steter Korrekturen. Und, ob Sie es nun mögen oder nicht:
Sie werden Ihr Werk überarbeiten müssen.
Auf dem Weg zur ersten Überarbeitung kommen Sie nicht umhin, Ihr Drehbuch bis ins Detail
jeder Szene, jeden Dialogs objektiv zu analysieren, bevor Sie es umschreiben. Doch wie stellt
man es an, sein eigenes Werk unvoreingenommen zu betrachten? Sie haben es ja gerade so
geschrieben, wie Sie wollten, dass es geschrieben wird, und auf keinen Fall wollen Sie Ihren
Zauber, Ihren Spirit preisgeben. Die Ausführungen der Produzenten, Agenten oder Regisseure
sagen Ihnen nur, dass irgendetwas nicht stimmt. Aber weshalb und wo genau die Motive für
jene Beanstandungen in Ihrer Story zu finden sind, bleibt Ihnen verborgen.
widmet sich der genauen Analyse Ihres Filmstoffs. Anhand detaillierter
Ausführungen wird ein anschauliches Bild vermittelt, wie und wodurch sich Stärken und
Schwächen der vorliegenden Filmhandlung charakterisieren. Den Ausgangspunkt aller
Betrachtungen bildet dabei einzig die Maßgabe, eine gute Geschichte, in einem dramaturgischen
Gefüge, für das Publikum wirkungsvoll zu erzählen.
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